Marktreise - Mit`m Messer unterwegs
Frankfurt: Kleinmarkthalle,
Grüne Soße, Markt, Tony & Magnus

Frankfurt weckt den Stadttakt früh: Metall klirrt, Kräuter duften, Stimmen mischen Sprachen. In der Kleinmarkthalle zeigen Hände, was Können ist – ohne Spektakel, mit Haltung. Sieben Kräuter werden zur Jahreszeit.
Ein Morgen in der Kleinmarkthalle
Das erste Geräusch ist das metallene Rattern des Rolltors. Kurz nach sechs riecht die Hasengasse nach nassem Pflaster, Hefe und einem Hauch Petersilie. Zwischen Kisten, Dampf und den ersten Stimmen steht Tony mit einer Espressotasse an der Wand, die Schultern noch im Halbschatten. Daneben beugt sich Magnus über einen Apfelstapel, der aussieht wie ein Farbtest in Grün und Rot.
„Sauerampfer“, murmelt er. „Erster Schnitt.“ Tony nippt. „Frankfurt klingt nach Kräutern – und nach Porzellan.“
Drinnen hebt die Halle an zu summen: Messerklirren, Kassenpiepen, Hessisch, Türkisch, Italienisch. Draußen wacht die Stadt, hier ist sie längst im Takt. In den Gängen riecht es nach Kruste und Kreuzkümmel, oben klappert Besteck.
Sieben Kräuter und ein Versprechen
Sie drehen ihre Runde ohne Ziel – außer zu verstehen, wie diese Halle denkt. Am Kräuterstand bleibt Tony stehen. „Pimpinelle, Borretsch, Kerbel… das ist kein Trend, das ist ein Kalender.“
Der Händler nickt. „Für die Grüne Soße. Unsere.“ Hinter der Theke zählt eine Frau schneller, als Magnus schauen kann. „Grüne Soße ist keine Mahlzeit, sie ist eine Zeit im Jahr“, sagt sie und deutet Richtung Oberrad. „Da wächst’s.“
Ein paar Meter weiter zieht der Bäcker ein Blech frischer Weck aus dem Ofen. Die Kruste antwortet leise unter dem Finger. Kardamomkapseln platzen, Paprika riecht nach Paprika – nicht nach Supermarktrot.
Fleischwurst & Fischhaut
Beim Metzger legt ein älterer Herr Fleischwurst in scheiben wie Dachziegel: präzise, aber ohne Pose. Eine Dame zeigt auf Krakauer, ein junger Mann fragt nach Merguez (eine scharf gewürzte frische Bratwurst aus dem Maghreb, traditionell aus Lamm (oft mit Rind), typischerweise mit Kreuzkümmel, Paprika, Knoblauch und Harissa). Jemand sagt „heiß aus dem Kessel“, und eine kurze, entschlossene Schlange entsteht.
„Man hört, ob jemand weiß, wie Wurst schmeckt“, sagt Tony. Magnus grinst. „Und ob jemand sie nur postet.“
Gegenüber glänzen Forellen auf Eis; eine Scholle liegt da, als wüsste sie noch nicht, dass sie verkauft ist. Die Fischhändlerin spricht über Fangmethoden und Herkunft, bevor jemand fragt. Man hört zu, weil der Ton stimmt.
Keine Show, nur Können
Die Halle ist ein Chor aus Händen, die wissen, wie man zupft, schneidet und bindet. Kein Spektakel, keine Selbstinszenierung. Die Ware erzählt, nicht der Verkäufer. Und die Geschichte hat Erde an den Wurzeln, Fett am Knochen, Wärme im Dampf.
„Essen ohne Gespräch ist nur Kalorie.“ Die Standbetreiberin schenkt Tee aus und reicht ein Sandwich zugleich. „Wir reden, weil’s dazugehört.“
Vergangenheit aus Beton, Zukunft im Gespräch
Hier wird seit dem späten 19. Jahrhundert gehandelt; nach dem Krieg kam der Neubau: nüchtern, funktional, lichtdurchflutet – Nachkriegsmoderne ohne falsche Romantik. Oben auf der Galerie trifft man sich bei Wein und Suppe. Keine Lounge, kein Co-Working, sondern Marktgespräch. „Schön, wenn ein Ort nicht neu erfunden werden muss“, sagt Magnus. „Nur gescheit renoviert“, ergänzt Tony und zeigt auf die Bauzäune. Die Modernisierung läuft bei offenem Betrieb – ein Statement, dass Nähe, Vielfalt und Alltagsökonomie hier Haltung sind.
Zwischen Äpfeln und Apéro
Das Angebot ist vieles, nur nicht beliebig: Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Brot, Käse. Regionales neben Internationalem, vieles familiengeführt, vieles mit Gesicht. Preise sind nachvollziehbar, manchmal höher, aber nie hohl. Zur Mittagszeit kommen die Büroleute; samstags Familien, Reisende, Kenner. Draußen der Schlemmermarkt, drinnen die Gläser.
„Frankfurt kauft hier nicht ein, es begegnet sich“, sagt jemand an der Brüstung.
Rezeptkarte:
Frankfurter Grüne Soße (klassisch)
Einkauf:
- Bund Grüne-Soße-Kräuter: Borretsch, Kerbel, Kresse, Pimpinelle, Sauerampfer, Schnittlauch, Petersilie
- 200 g Schmand · 150 g Quark
- 2 Eier (hart, als Garnitur)
- 1 EL Senf · 1 EL Apfelessig · Salz · Pfeffer
- Dazu: junge Pellkartoffeln
Zubereitung:
Kräuter sehr fein schneiden und mit Quark, Schmand, Essig und Senf mischen; mit Salz und Pfeffer abschmecken. Mit geviertelten Eiern und Pellkartoffeln servieren.
„So schmeckt eine Stadt, die sich nicht verstellt“, sagt Tony.
Fazit: Gewohnt & willkommen
Die Kleinmarkthalle ist kein Selfie-Ort, sondern ein städtischer Muskel: Sie bewegt Arbeit, Geschmack und Nähe. Ihre Geschichte ist beschädigt, nicht gebrochen. Und wer morgens um acht eine Espressotasse in der Hand hat und „heiß aus dem Kessel“ hört, weiß: Ein guter Markt kann zweierlei zugleich – das Gewohnte gut machen und das Fremde willkommen heißen.
Marktprofil
Hier findest Du viele Bilder der,
Kleinmarkthalle Frankfurt
1. Name und Standort
Die Kleinmarkthalle liegt in der Altstadt an der Hasengasse 5–7, zwischen Zeil und Liebfrauenberg.
Der Betreiber ist die HFM Managementgesellschaft für Hafen und Markt mbH.
Öffnungszeiten: Montag–Freitag 8–18 Uhr, Samstag 8–16 Uhr, sonn- und feiertags geschlossen.
Prüfdatum: 04.09.2025. [1]
2. Historischer Hintergrund
Die erste städtische Markthalle entstand 1877–1879 im Neurenaissance-Stil.
Sie diente Einzel- und bis 1928 auch dem Großhandel.
Der Bau wurde 1943/44 zerstört. Die neue Kleinmarkthalle eröffnete 1954 rund 200 Meter südwestlich des alten Standorts.
Die Architekten waren Günther Gottwald und Gerhard Weber. Seit den fünfziger Jahren prägt die Halle die Versorgung der Innenstadt.
Proteste gegen Abriss- und Verlagerungsideen begleiteten mehrere Jahrzehnte.
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3. Architektur und Infrastruktur
Die Halle misst etwa 100 Meter Länge und 24 Meter Breite. Eine vollständig verglaste Nordfassade prägt den Bau.
Ein Pultdach fällt von Norden nach Süden ab. Der östliche Haupteingang liegt an der Hasengasse. Stände liegen im Erdgeschoss sowie auf einer seitlichen Galerie. Im Untergeschoss befinden sich Technik, Abfallbereiche, Lager sowie Becken für lebenden Fisch.
Die Halle ist ein Stahlkonstrukt der Nachkriegsmoderne.
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4. Händlerstruktur
Die Stadt nennt 156 Standeinheiten und rund 63 Händler. Sortimentsschwerpunkte sind Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Backwaren, Käse, Gewürze, Blumen und Feinkost. Familienbetriebe und Spezialisten prägen die Mischung. Gastronomische Stände ergänzen den Einkauf. Die Galerie bietet Ausschank und kleine Küchen.
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5. Kulinarisches Angebot
Regionale Klassiker gehören zum Kern. Genannt werden Frankfurter Würstchen, Handkäse, Apfelwein und die Frankfurter Grüne Soße. Importdelikatessen und internationale Küchen stehen neben regionalen Produkten.
Viele Stände kochen mittags frisch. Die Auswahl variiert nach Saison.
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6. Soziale und kulturelle Bedeutung
Die Halle ist werktags Versorger und samstags Treffpunkt im Rhein-Main-Gebiet. Besuchergruppen und Führungen binden sie in das touristische Angebot der Stadt ein.
Auf dem Vorplatz wird die Fläche am Wochenende teils als Schlemmergarten genutzt.
Die Halle ist Teil des städtischen Alltags und zugleich Schaufenster der Region.
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7. Zukunft & Wandel
Die Halle ist denkmalgeschützt und sanierungsbedürftig. Die HFM kündigt eine Sanierung im laufenden Betrieb an. Der Betrieb bleibt geöffnet.
Medien berichten über einen Abschluss bis voraussichtlich Ende 2028 und ein Budget um 30 Mio. €.
Zeitpläne wurden mehrfach verschoben. Schwerpunkte sind Haustechnik, Hülle und Funktionsflächen.
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8. Praktische Hinweise
Beste Zeit: Dienstag–Freitag vormittags, samstags früh. Begründung: kurze Wege, volle Frische, weniger Gedränge.
Bezahlarten: je Stand unterschiedlich; Bar ist verbreitet. [Annahme]
Foto/Film: Für Foto- und Drehaufnahmen ist in der Regel eine Genehmigung nötig. Anfrage über die HFM-Seite.
Barrierefreiheit: Zugang ebenerdig, Aufzug vorhanden; Gänge teils eng.
Mitnahme-Tipp: Kühltasche und kleine Bargeldreserve erleichtern den Einkauf.
Anfahrt: zentrale Lage zwischen Zeil und Liebfrauenberg; mehrere Parkhäuser in der Nähe.
9. Quellenverzeichnis
[1] Öffnungszeiten & Adresse – HFM/Kleinmarkthalle –  – Abruf: 04.09.2025
[2] Zahlen/Flächen/Stände – Stadt Frankfurt (Offizielles Stadtportal) –  – Abruf: 04.09.2025
[3] Geschichte/Architektur/ Maße/Schlemmergarten – Wikipedia „Kleinmarkthalle Frankfurt“ –  – Abruf: 04.09.2025
[4] Sortiment inkl. Grüne Soße/Apfelwein – HFM-Startseite –  – Abruf: 04.09.2025
[5] Touristische Einordnung/150-Stände-Formulierung – Visit Frankfurt (TCF) –  – Abruf: 04.09.2025
[6] Sanierung im laufenden Betrieb – HFM Meldungen –  – Abruf: 04.09.2025
[7] Zeitplan-Verschiebung 2025 – FR (fr.de) –  – Abruf: 04.09.2025
[8] Budget/Zielfenster 2028 – SkylineAtlas –  – Abruf: 04.09.2025
[9] Foto-/Drehgenehmigungen – HFM/Kleinmarkthalle –  – Abruf: 04.09.2025
[10] Barrierefreiheit/Aufzug vorhanden – Frankfurt-inklusiv –  – Abruf: 04.09.2025
[11] Parkhäuser/Umfeldhinweis – HFM Öffnungszeiten/Anfahrt –  – Abruf: 04.09.2025
Annahmen: Bezahlarten je Stand unterschiedlich, Bar verbreitet; beste Besuchszeit aus Erfahrungslogik und Frequenzmustern abgeleitet.